Dr. Kiyarash Sayad
  • Philosophie
  • Vita
  • Fachgebiete

„Das beste Mittel gegen Schmerzen:
erst mal reden!“

Es könnte so einfach sein: Ein Blinddarm ist entzündet, und man entfernt ihn. Ein Bein ist gebrochen, und man verschraubt es. Nierensteine zwicken, und man zertrümmert sie per Ultraschall. Leider ist Medizin nicht immer so vorhersehbar. Vor allem, wenn es sich um Schmerzen handelt.

Früher, als Anästhesist im Krankenhaus, hatte ich es in dieser Hinsicht einfach. Ich habe die Leute zum Schlafen gebracht, damit sie keine Schmerzen spürten. Heute, als niedergelassener Arzt, habe ich es mit Menschen zu tun, die wach sind und chronische Schmerzen haben – und da hilft keine Narkose. Natürlich könnte ich erst mal Schmerzmittel verschreiben. Aber das Paradoxe ist, dass bei bestimmten Schmerzen Schmerzmittel gar nicht helfen. Also muss ich zunächst herausfinden, welche Art von Schmerz ein Patient überhaupt hat. Natürlich schaue ich mir vorhandene Röntgen-, Ultraschall- oder Kernspin-Aufnahmen an. Doch Schmerz ist nicht so leicht zu erkennen wie ein Riss im Knochen. Da helfen Fragen oft mehr als Fotos.

Die Antwort darauf hilft mir zu ermitteln, ob ein Mensch Nerven-, Gewebe- oder entzündliche Schmerzen hat. Hinzu kommt: Schmerz hat zwar oft organische Ursachen – man denke an Bandscheibenprobleme oder Rheuma –, der aber bei nicht richtiger Behandlung seelische Folgen nach sich ziehen kann. Eine Patientin hat zum Beispiel „Rücken“ (wie Horst Schlämmer sagen würde). Aus Angst vor den Schmerzen bewegt sie sich immer weniger, macht bei Freizeitaktivitäten nicht mehr mit, zieht sich nach und nach von Freunden und Familie zurück, und irgendwann dreht sich das ganze Leben nur noch um Schmerz.
Daher frage ich auch nach der „Historie“: Wann fingen die Schmerzen an? Wie haben sie sich entwickelt? Und wie beeinflussen sie den Alltag? Lebt man noch, oder leidet man nur?
Was mir mein Beruf gezeigt hat: Jeder Mensch hat andere Schmerzen. Meist ist es ein Wechselspiel aus medizinischen, genetischen, psychischen und sozialen Faktoren. Entsprechend vielschichtig muss die Schmerztherapie sein. Ich wähle die Bausteine aus, die zu dem jeweiligen Menschen passen. Dem einen hilft eine Kombination aus Medikamenten und Physiotherapie, dem anderen ein Schmerzbewältigungstraining in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie.
Im Fachjargon heißt das Ganze: multimodales Konzept. Man kann es aber auch so ausdrücken: Viele Wege führen zu weniger Schmerz.


1966: Geburt in Persien (Iran)
1984: Allgemeine Hochschulreife
1990: Beginn des Medizinstudiums in Regensburg
1997: Zulassung als Arzt
1999: Assistenzarzt in der Inneren Medizin
Bis 2004: Assistenzarzt in der Anästhesiologie
Bis 2007: Facharzt für Anästhesiologie
2010: Facharzt für Allgemeinmedizin
2011: Facharzt für spezielle Schmerztherapie
2011: Einstieg im Ärztehaus im Industriepark Region Trier